Jahrmärkte werden zum Beispiel in der Hamburger Bergedorf Chronik bereits um 1600, Wochenmärkte erst seit 1863 herum erwähnt. Jahrmärkte und Wochenmärkte haben ihren Ursprung in Vieh- und Krammärkten. Bauern aus der Umgebung kamen zu bestimmten Tagen und an bestimmten Orten zusammen, um einen Teil ihrer Waren anzubieten. So erweiterten sie für die Bevölkerung das Warenangebot und schufen einen besonderen Anreiz, nämlich etwas Neues
kennenzulernen. Und das Angebot wurde noch interessanter und vielfältiger, als Händler hinzukamen, die sich auf importierte Waren spezialisiert hatten, wie beispielsweise Gewürze aus Indien und Afrika, oder auf exotische Früchte. Dann kamen orientalische Spezialitäten hinzu, aber auch mal Haushaltswaren wie Keramiken, die es bis dahin im bekannten Handel, also den Krämerläden, nicht gegeben hat.
Diese Märkte, waren der ideale Ort sich zu treffen, in einer Zeit ohne Auto und öffentliche Verkehrsmittel waren sie die Höhepunkte im Jahresplan der ländlichen Bevölkerung, was dazu führte, dass rund um die Märkte herum in Lokalitäten nach den Einkäufen viel gefeiert, getanzt und getrunken wurde.
Mit der Zeit kamen auch immer mehr Schausteller und Gaukler auf die Märkte. Sie schufen Belustigung für die Besucher und boten den Menschen eine willkommene Abwechslung von ihrem harten, oft eintönigen Arbeitsleben. Da wurde extra das ganze Jahr tüchtig gespart, um einmal richtig auf dem Jahrmarkt zu feiern und das karge Leben vergessen zu können. In der weiteren Entwicklung der Jahrmärkte rückte das Element des Feierns immer weiter nach vorn und manch’ Einer hat es auch mit der Feierei mal übertrieben!
Heute gibt es die unterschiedlichsten Themen für Jahrmärkte, die eher als Volksfeste zu bezeichnen sind und die das gesamte Jahr hindurch zur Kurzweil der Bevölkerung angeboten werden. Hierzu gehören die beliebten Weihnachtsmärkte, der Hamburger Dom, das Münchner Oktoberfest und als Sonderveranstaltung der Hamburger Fischmarkt auf Reisen und viele mehr. Übrigens die Canstatter Wasen (Stuttgart) zeigt beispielhaft wie ein Volksfest und eine Messe miteinander erfolgreich bestehen können. Parallel zur Wasen, wird alle vier Jahre zum größten "Landwirtschaftlichen Hauptfest" Süddeutschlands eingeladen.
Die auf den Verkauf von Waren spezialisierten Wochenmärkte hatten sich in etwa Mitte des 18.Jahrhunderts von den Jahrmärkten abgekoppelt. Sie übernahmen mehr und mehr die Versorgungsfunktion der Bevölkerung mit Lebensmitteln. Regelmäßige Markttage wurden die Normalität und die Händler, die im Ursprung häufig auch Selbsterzeuger waren, garantierten für die Frische ihrer Produkte. So stehen sie noch heute für Beratung und Qualität für ihre Kunden bereit. Eine Dienstleistung, die in der gegenwärtigen schnelllebigen Zeit nicht hoch genug einzuschätzen ist und außerdem den Wunsch nach Regionalität vieler Produkte schon immer erfüllt hat. BGB
Bildunterschrift:
Frische und Qualität mit Beratung gibt es auf dem Wochenmarkt.
Fotos©Barbara Gitschel-Bellwinkel