Stories vom WochenMarkt

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Stories von VolksFesten

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MarktVergnügen für alle

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Die Schaustellerei wurde mir sozusagen in die Wiege gelegt, denn meine Eltern und Großeltern waren auch schon auf den Jahrmärkten unterwegs, erzählt Wilhelm genannt Stummel H. mit einem Zwinkern im Gesicht. Genannt wird er Stummel, da er der 3. und jüngste Wilhelm der Familie ist. Mit 39 Jahren ist er aber keineswegs ein Kleiner, sondern selbst Familienvater, Ehemann, Unternehmer im Schaustellergewerbe und ehrenamtlich im Vorstand des Landes- und im Bundesverband des Ambulanten Gewerbes und der Schausteller e.V. engagiert. Meine Eltern haben großen Wert auf meine vernünftige Schulausbildung gelegt, bevor ich im

Betrieb mitmachen durfte. Ebenso ging es meiner Frau, die ebenfalls aus einer Schaustellerfamilie kommt. Beim Einstieg in das Familienunternehmen – eine Selbstverständlichkeit, für uns Schaustellerkinder - liebäugelte ich mit einem ganz besonderen Kinderkarussell: einer Kindereisenbahn! 2007 erhielten wir, meine Frau und ich, die Möglichkeit den "Hanse Train" zu kaufen und haben uns voller Freude in das Abenteuer gestürzt.
War das nicht sehr waghalsig und teuer?
Ja, das kann man so sagen. Die Kosten gehen so in Richtung eines kleinen Einfamilienhauses. Und das ist ja noch nicht alles, denn die laufenden Kosten kommen ja noch hinzu. Die Eisenbahn ist 12 Meter lang und besteht aus 3 Waggons, einer Lokomotive und einem Tender. Wenn wir auf Reisen gehen, benötigen wir 6 Anhänger davon müssen 3 von einem LKW gezogen werden, während die anderen 3 per PKW transportiert werden dürfen. Für den Auf-und Abbau plane ich jeweils 4 Tage und beschäftige dann zwei Aushilfskräfte. Als weiterer Kostenfaktor kommt nach jedem Aufbau die TÜV Bauabnahme hinzu und was auch nicht zu vergessen ist, sind die erforderlichen Versicherungen, erzählt Wilhelm H., ganz zu schweigen von den Standgebühren und Nebenkosten wie Wasser und Strom usw., die für jeden Jahrmarkt separat fällig werden.

Nun stellt sich automatisch die Frage: Wie hoch ist der Fahrpreis für die Kindereisenbahn?
Unser Fahrpreis liegt im Durchschnitt bei 2,50 Euro, abgesehen von Sonderaktionen und Mehrfachkarten.


Das ist doch sehr moderat, oder?
Ja. Teurer darf der Fahrpreis nicht sein, mehr können und wollen sich die Menschen nicht leisten, das sind übrigens Erfahrungswerte. Familien rechnen sich genau aus, wie lange das Karussell fährt, bei uns dauert es 3 Minuten, und wann sie die günstigsten Konditionen erhalten. Es gibt übrigens 22 Sitzplätze für Kinder im Alter von etwa 4 bis 6 Jahren. Wenn es gut läuft, also der Jahrmarkt gut besucht ist, fahren 12-14 Kinder mit, per Tour.
Und nun sind alle Jahrmärkte bis zum 31.August 2020 wegen der Corona Pandemie /Covid-19 abgesagt.
Was bedeutet das für Sie und Ihren Hanse Train?
Zunächst einmal kompletter Verdienstausfall bei laufenden Kosten, ein wahrer Albtraum! Es kann sogar den Ruin bedeuten, meint er. Doch meine Frau und ich sind Optimisten und wir bauen darauf, dass wir demnächst wieder unseren Hanse Train aufbauen können und somit auch Geld verdienen dürfen. Wir haben durchaus die Möglichkeit die vorgeschriebenen Sicherheitsabstände einzuhalten! Meine erwähnte Arbeit in den Verbänden hilft uns hoffentlich außerdem, politischen und öffentlichkeitswirksamen Druck zu machen um zu einem normalen Arbeitsleben zurückzukehren.
Würden Sie heute - mal unabhängig von Corona – nochmals in ein Kinderkarussell investieren?
Ich denke schon, wir haben uns damals die Entscheidung nicht leicht gemacht und wenn der Hanse Train erst einmal fertig aufgebaut ist, ist unsere Freude riesengroß, insbesondere wenn wir in strahlende Kinderaugen blicken. In diesen Momenten gibt es nichts Schöneres!
Das Gespräch führte Barbara Gitschel-Bellwinkel im April 2020.

Zum Bildmotiv:
Am Hanse Train Bahnhof werden die kleinen Zugreisenden erwartet...

Fotos©privat