Der Chef Andreas H. (56) lebt mit seiner Familie in Alveslohe auf dem Generationen Hof. Hier hat er von klein auf die Landwirtschaft erlebt und hat sich später konsequent hineingearbeitet und weitergebildet, erläutert er. Zunächst lernte er im väterlichen Betrieb, dann ging die Ausbildung zwei Jahre weiter in einem Landwirtschaftsbetrieb um mit dem Besuch der Landwirtschaftsschule abzuschließen. Nachdem die Bundeswehrzeit absolviert war, gab es kein Halten mehr
für Andreas H. und er machte sich selbständig. Nunmehr betreibt er den Hof in dritter Generation. Neben dem Hofbetrieb war schon für den Vater der Wochenmarkthandel ein festes Standbein, den dieser seit 1965 beschickte. Während Vater Hellfritz hauptsächlich mit Geflügel und Eiern handelte und zudem auf dem Hof auch Rinder hielt, änderte Andreas das Konzept. Nachdem er festgestellt hatte, dass Gänse und Hühner nicht zusammen passen entschied er sich, nur noch Gänse zu halten und das Land auf Kartoffelanbau umzustellen. Heute beackert er 139 Hektar, davon jeweils 12 Hektar mit verschiedenen Kartoffelsorten. Auf dem Hof steht ein hochmoderner Maschinenpark, der die Arbeit auf dem Feld erleichtert und die eingebrachte Ernte am Fließband sortiert und rüttelt und sie mit abschließender Kartoffelabsackfunktion in Kartoffelsäcken auffängt. Der Kartoffelacker muss übrigens alle sechs Jahre gewechselt werden. In der Ruhezeit baut er Mais, Getreide, Raps oder Rüben an und verkauft den Ernteertrag an Mühlen. Im Kartoffellager befinden sich in diesem Jahr 250 Tonnen Kartoffeln im Kühllager und 140 Tonnen Kartoffeln im isolierten Lager ohne Kühlung. Das ist nochmal so gut gegangen in diesem Jahr, erklärt Andreas H. denn er ist auf das Wetter angewiesen, da er seine Felder nicht beregnet. Eine weitere Besonderheit ist, dass er im Herbst eine Zwischenfrucht als Gründung säht, diese friert im Winter runter und wird im Frühjahr untergepflügt, so benötigt er kaum Kunstdünger, sondern führt sehr reduziert Kali, Phosphor und Nitrat zu. 100 g Nitrat sind zum Beispiel erlaubt, ich verwende nur maximal 40-50 g, erklärt Andreas H. Das Ergebnis sind besonders lecker schmeckende Kartoffeln. Unterstrichen und ausgezeichnet ist sein Ernteerzeugnis mit dem Gütezeichen Kartoffelanbau. Natürlich werden mein Hof und mein Anbau kontinuierlich kontrolliert. Die Qualitätssicherer der Landwirtschaftskammer kommen häufig auch unangemeldet, teilweise kommen 3 Kontrolleure gleichzeitig, murmelt Andreas H. Das ist natürlich noch nicht alles, denn ständig habe ich neue hinzugekommene Positionen zu dokumentieren, es wird immer umfangreicher und frisst wertvolle Zeit! Das sieht in etwa so aus: Sein Arbeitstag beginnt zwischen 4 und 5 Uhr morgens bis 18 Uhr abends, danach folgt die Büroarbeit. In Prozenten ausgedrückt benötigt die Bürokratie inzwischen 10% on top zu den eigentlichen Arbeitsfeldern, nämlich 40% für den Wochenmarkthandel und für den Hof und das Ackerland 60%.
Zum Glück hatte er letztlich kaum mit Kartoffelkrankheiten, wie Kartoffelfäule oder Kartoffelkäfer o.a. zu tun. In dieser Saison bietet er folgende Kartoffelsorten an, die zeitversetzt geerntet werden: Belana, Annabell, Laura, Linda und Lilly. Im nächsten Jahr probiert er andere Sorten aus, denn der Sortenwechsel bringt ihm Spaß. Was hält er von den alten Sorten, die gerade wieder in Mode kommen?
Der Anbau von Bamberger Hörnchen oder Blaue St. Galler sind sehr aufwändig – aber so ganz darauf verzichten möchte er nicht und kauft für seine Angebotsvielfalt auf dem Wochenmarkt einige alte Sorten hinzu. Und überhaupt, was sein Angebot auf dem Wochenmarkt betrifft, kauft Andreas H. zu den Kartoffeln und dem Gansfleisch einige Produkte dazu, wie Eier, Zwiebeln, Knoblauch, ebenso Geflügelfleisch-Schinken- und Würste von befreundeten landwirtschaftlichen Kleinbetrieben. Den Geflügelsalat, Eiersalat, Fleischsalat und saisonbedingt Eierlikör und Marmelade stellt er selbst auf seinem Hof her.
Heute leben 450 Gänse auf dem Hof Hellfritz. In zwei Gruppen eingeteilt dürfen sich die Gänse täglich auf den um den Hof gelegenen Weiden frei bewegen. Hier wird gepickt und gegrast und das Leben in der Herde genossen. In der kälteren Jahreszeit werden die Gänse zugefüttert. Im Winter, Ende November, endet die Lebenszeit der Gänse. Andreas H. erzählt, nachdem er mit einem mobilen Schlachthaus zusammenarbeitet, werden die Gänse schonend bei ihm auf dem Hof, ohne Transport, geschlachtet. Sie stehen damit nicht unter Stress, das sagt ihm zu. Außerdem ist es eine effiziente und nachhaltige Methode, denn die komplette Gans wird verwertet, es gibt keinen Abfall. Die zerlegten Teile der Gänse, oder ganze Gänse gehen in seine Direktvermarktung. Im Frühjahr werden wieder Küken gekauft und aufgezogen. Eine eigene Zucht ist momentan nicht in Planung, die ist sehr aufwändig und dazu benötigt man viele Brutkästen. So ganz ohne geht es dann aber doch nicht, denn ein Gans-Pärchen bleibt auf dem Hof und für den Fall der Fälle hat er auch einen Brutkasten!