Stories vom WochenMarkt

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Stories von VolksFesten

Stories von VolksFesten

MarktVergnügen für alle

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MarktVergnügen für alle

MarktVergnügen für alle

Seit gut 25 Jahren ist Christian R.-B. mit seiner Bianka verheiratet. Sie kennen sich seit über 30 Jahren, haben gemeinsam zwei erwachsene Töchter und stets einen Hund, der mit ihnen als vollwertiges Familienmitglied zusammenlebt. Wir haben eine ganz große Familienzusammengehörigkeit, erzählt Christian R.-B. und wohnen eng beieinander. Auch die Großelterngeneration bleibt, wenn sie älter und unbeweglicher wird, im Familienkreis. Man achtet gegenseitig auf sich und wohnt in

vier Campingmobiles/Häusern, die von ihm und seiner Frau, den beiden Töchtern mit ihren Freunden und den Großeltern bewohnt werden. Natürlich wird auch gemeinsam gearbeitet. Sie betreiben zwei Kinderkarussells und haben zwei Bäckereiwagen. In den folgenden Gesprächen antworteten Christian und Bianka, teilweise gemeinsam.
Wie sind Sie zu diesem Beruf gekommen?
Christian: durch Familientradition. Bianka: Ja, ebenso. Wobei ich vorab auf Wunsch meiner Eltern Buchhalterin gelernt habe. Wir sind Kirchturmreisende rund um Hamburg, das bedeutet, wir arbeiten in und im unmittelbaren Umkreis von Hamburg. Übrigens, unsere Töchter sind ortsbezogen fest zur Schule gegangen und haben sich beide danach für den Schaustellerberuf entschieden.
Wieso haben sie eigentlich 2 Karussells und 2 Bäckereien, ist das nicht zu viel?
Nein, das schafft man sich nicht aus Gier an, sondern eher aus Not, da man sonst nicht über die Runden kommt, erklärt Christian.
Was bedeutet Ihre Arbeit für Sie?
Unser Gewerbe ist einzigartig! Es bringt mir Freude, betont Christian, auch oder vielleicht weil ich dann arbeite, wenn andere Freizeit haben!
Mit welchen beruflichen Themen setzen Sie sich zurzeit auseinander?  
Leider seit nun schon einem Jahr mit der Corona-Pandemie. Wir sind 9 Personen in unserem Familienhaushalt und alle wollen ernährt sein.
Haben Sie Freude an ihrem Beruf und würden Sie ihn wieder wählen?
Ja, insbesondere die Freude der kleinen Besucher zu erleben. Menschen aus ihrem Alltag herauszuholen, gerade in tristen Zeiten, wie jetzt! Wir würden so gern arbeiten!!!, betont er.
Würden Sie jungen Menschen zu diesem Beruf raten?
Für meine Person, ich würde es wieder tun. Jungen Leuten aus unseren Reihen ja, man muss die Feiertagsarbeit natürlich auch akzeptieren und ich möchte auch, dass unsere 1.200jährige Tradition nicht ausstirbt. Schaustellerkinder lernen sich auf den bundesweiten Festen kennen, treffen sich und so bleiben sie mehr oder weniger untereinander und setzen die Tradition fort.
Wie schätzen Sie die Zukunft der Volksfeste in 10 Jahren ein?
Mein Wunsch ist, dass sie möglichst noch weitere 1.000 Jahre bestehen! Heute macht uns, unabhängig von Corona, die Dokumentationspflicht völlig fertig. Sie könnte bis zum Ruin führen, meint er. Viele Vorschriften hätten sich realitätsferne Beamte ausgedacht. So sieht ein normaler Arbeitstag bei uns aus: Wir starten um 9 Uhr morgens, mit schulpflichtigen Kindern noch früher, und arbeiten dann bis in die Nacht, um im Anschluss bis ca. 4 Uhr morgens der Dokumentationspflicht nachzukommen. Die Behörden haben keine Ahnung, was das bedeutet. Bianka erzählt beispielhaft: Die Berufsgenossenschaft fordert Geschäftswäsche darf nicht mit Privatwäsche zusammen gewaschen werden, beim Auf-und Abbau muss immer das eigene Werkzeug verwandt werden, die etwaige Zange des Nachbarn ausleihen ist nicht erlaubt. Wir versuchen ja alle Auflagen zu erfüllen und alles richtig zu machen, jedoch ist es manchmal nahezu grotesk.
Müssen die Fahrgeschäfte eigentlich immer größer, höher und schneller werden?
Das ist eine Generationenfrage. Die jungen Leute, wollen höher, schneller, weiter. Die Älteren wollen das nicht, denen gefallen auch die alten Fahrgeschäfte wie zum Beispiel der Rotor u.v.m. Kleinen Kindern gefallen Karussells, wo sie mitmachen können, z.B. mit einem Knüppel etwas höher steuern. Das feststehende Karussellpferd ist eher langweilig.
Wird die digitale Welle auf den Jahrmarkt schwappen?
Eher nein, das tatsächliche Erleben steht im Vordergrund. Ich meine auch  3D Brillen sind nicht der Renner.
Sollte sich das Verzehrangebot verändern, etwa exotischer werden?
Hinsichtlich der kulinarischen Angebote sind die Schausteller trendy. Sie passen sich schnell an und machen neue Wellen mit, wie zum Beispiel die vegane Welle, Pita gefüllt, Frozen Jogurt u.v.m. Bei Süßigkeiten, ohne Zucker mit Stevia... aber die traditionellen Angebote bleiben, gebrannte Mandeln, Berliner, sie sind zeitlos und verbreiten den köstlichen typischen Jahrmarkt-Duft. Übrigens Würstchen gehören auch dazu, aber nur die Traditionellen.
Was bedeutet geschäftlicher Erfolg für Sie? 
Den Nerv der Zeit zu treffen und für Besucher attraktiv zu bleiben. Er zeigt Fotos von seinem Karussell und als Besucherinnen Barbara Schöneberger mit Cindy von Mahrzahn in den Autos sitzend. Sein Karussell wird häufig fotografiert, freut sich Christian.
Haben Sie einen Wunsch, ein Ziel, eine Vision?
Momentan in der Corona Krise, dass es in unserem Gewerbe endlich weiter geht und dass unsere Kinder in unserer Branche weitermachen können.
 …und privat, gibt es ein Hobby des Vollblutschaustellers Christian?
Zusammensein mit meiner Familie, unserem Familienhund und mit Freunden.
Thema Corona: Was macht es mit Ihnen?
Wir hatten eine gesunde Firma, haben immer pünktlich die Steuern bezahlt und nun müssen wir unverschuldet zum Amt gehen und uns erklären. Formulare und Bescheinigungen in Hülle und Fülle ausfüllen oder beibringen.Das zehrt an meinen Nerven sagt Bianka, ich fühle mich davon schon  
krank. Momentan fällt mir auch die Erholung in der Natur schwer, es funktioniert irgendwie nicht. Bei unseren Bäckereien halten wir das Hygienekonzept 100% ein, wir sind die wöchentlichen Kontrollen des Gesundheitsamts gewohnt und wir wollen ja weiter arbeiten; sorgen also penibel für Sauberkeit. Den Abstand können wir auch einhalten. Anders ist es bei dem Karussell, wie soll das funktionieren? Abstand + Desinfektion + schaulustige Menschen fernhalten? Ein Minusgeschäft. Schon heute wissen wir, selbst bei erteilter Arbeitserlaubnis können wir unsere Kosten mit Corona-Auflagen nicht einfahren. Wir bleiben trotz allem optimistisch. Unsere beiden Kinderkarussells sind attraktiv für die Kleinen und unsere Bäckereien sind und bleiben beliebt! Nun hoffen wir zunächst auf weitere Interims-Stellplätze im Frühjahr in Hamburg, aber besonders auf die Wiederbelebung der Jahrmärkte und des Doms, sagt Christian im Februar 2021.
Die Gespräche führte Barbara Gitschel-Bellwinkel im Mai 2020, im Herbst 2021 und im Februar 2021.

Zum Motiv: Still gelegtes Kinderkarussell
Fotos@Barbara Gitschel-Bellwinkel