Am 22. September 2018 ist es endgültig aus, erzählt Beate Gladiator (52) mit einer Träne im Auge. So hatte sie sich das eigentlich alles nicht vorgestellt. Doch der Reihe nach. In dritter Generation verkauft Beate Gladiator Blumen aus eigenem Anbau auf dem Wochenmarkt. Ihr Großvater hatte damals in den Vierlanden begonnen, dann den Betrieb an seine Kinder vererbt, und mit seiner Enkelin Beate Gladiator kam eine engagierte und zupackende Vertreterin der Familie ans Ruder. Gelernt hatte Beate Gladiator ursprünglich Augenoptikerin, aber ihr Herz hängt an den Blumen! Opa war 1965 als einer der Ersten Wochenmarkthändler auf dem Langenhorner Markt in
Hamburg dabei, berichtet sie und als 2015 das 50-jährige Wochenmarkt-Jubiläum anstand, nahm Beate Gladiator die Organisation und Koordination in die Hand und dachte dabei an ihren Opa und wie gut ihm das gefallen hätte!
"Mir macht meine Arbeit, rund um die Uhr, richtig Spaß. Ich bin gern draußen, liebe meine Blumen und den Schnack mit meinen Kunden". Leider schlug mir meine Schulter 2013 ein Schnippchen, ich bekam eine falsche Diagnose und war nach einer OP für 1 Jahr nicht einsatzfähig. Das hieß: ich musste für mich 3 Leute einstellen, damit mein Pensum geschafft wurde.
In diesem Jahr erhielt Beate Gladiator die Antwort der Berufsgenossenschaft, dass man ihr keine Entschädigung für ihr Krankheitsjahr zahlen werde. Diese Nachricht rüttelt nun an ihrer Existenz als Blumen-Markthändlerin. Hinzu kommt, dass sich das Einkaufsverhalten verändert hat und Kunden auf dem Wochenmarkt ausbleiben. "Blumen sind Luxus und diesen Luxus können sich heute viele nicht mehr leisten! Der Mittelstand bricht immer mehr weg", meint sie. Das alles führt dazu, dass Beate Gladiator nach 30 Jahren aufgibt, obwohl sie ihren Beruf liebt, aber:
"Ich mag mich nicht mehr den idiotischen Verordnungen und Dokumentationslisten beugen, die uns als Erzeuger und Händler das Leben erschweren. Fast täglich kommen Neue hinzu". Zum Beispiel: "Soeben hast du noch ein genehmigtes Spritzmittel gegen Schädlinge für deine Pflanzen gekauft, schwupp wird es wieder verboten, und du darfst das kostenpflichtige Entsorgen vornehmen".
"Wenn ich nicht mehr auf dem Wochenmarkt verkaufe, steht mir noch die Abwicklung meines kleinen Gartenanbaus bevor", grummelt sie vor sich hin. Schon heute weiß sie, dass die nächsten Fallstricke auf sie warten, denn das kleine gewerblich genutzte Land ist mit einer "Aufgabe Gewinnsteuer" zu beenden. Sie wird also vermutlich das Land nach der letzten Ernte brach liegen lassen, sie hat keine andere Wahl, denn weitere, neue Kosten sind für sie nicht mehr darstellbar. Der schönste Blumenstand Hamburgs, erzählt Beate Gladiator nicht ohne Stolz, wurde ihr gesagt. Doch was nützt mir das, sagt sie traurig, wenn meine Kunden sich in Richtung "Günstigmärkte" umorientieren oder einfach weg bleiben, weil Parkplätze wegrationalisiert wurden.
Für Ihre geschäftliche Zukunft sucht sich „Blumen Beate“ nun eine Aufgabe mit geregelten Arbeitszeiten, außerdem möchte sie sich privat ihrer Familie widmen und gern alte Hobbies aufleben lassen. BGB
Zum Motiv: Herbstliche Blütenpracht ist bei Beate Gladiator auf dem Wochenmarkt in Hamburg-Langenhorn zu finden!
Fotos @ Barbara Gitschel-Bellwinkel